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© Arno Declair

„Sie ist immer noch unter uns“

Ich ging mit sehr gemischten Gefühlen in dieses Stück. „Ach ne, nicht schon wieder so ein Corona-Mist“. Ich stand vor dem Deutschen Theater und freute mich so unfassbar wieder an diesem Ort zu sein, es war mein erstes Stück in der Spielzeit 2021/22.

Doch schon machten sich Schweißperlen auf meiner Stirn sichtbar: „REGEN, bei einem Open Air Stück.“ Doch sie verschwanden schnell, denn nach meinem ganztägigen Regenstudium verschwand der Regen um Punkt 20:20. Und die Stühle wurden in einer Geschwindigkeit hingestellt, von der wir in der Schule im Stuhlkreis nur träumen können.

In ,,Die Pest“ nach dem Roman von Albert Camus geht es, wie der Titel schon sagt, um die Pest. In der Stadt Oran bricht eine seltsame Seuche aus. Und nur Doktor Rieux ahnt es, was jeder für unmöglich hält: Es ist die Pest. Es wird der Ausnahmezustand ausgerufen. Oran wird von der Außenwelt abgekapselt. Es entstehen große Massenkrankenhäuser, in denen auch der Doktor Rieux arbeitet. Und er weiß, dass die Pest unbesiegbar bleibt. Doch nach neun Monaten verlässt die Pest Oran, genau so schnell wie sie gekommen ist.

Die Pest ist ein Einpersonenstück. In einem 80-Minütigen Monolog erzählt uns der Schauspieler Bozidar Kocevski, der Doktor Rieux spielt, von dem Ausbruch der Pest. Bühnenbild gab es nicht. Nur Stühle, doch ich konnte mir meine eigenen Bilder im Kopf vorstellen. Wenn man sich dieses Stück anschaut, hinterlässt es so eine unfassbare Stärke.

Es ist stark, wie gut Kocevski diesen 80-Minütigen Monolog energiereich spielt.

Es ist stark dieses Grauen der Fieberkrankheit mitzubekommen.

Es ist stark zu sehen, wie gut Dömötör die Fragen des essenziellen möglichen Handels darstellen kann.

Trotzdem würde ich dieses Stück nur für ZuschauerInnen empfehlen, die Einpersonenstücke mögen. Dann wird es in diesem Guckkasten ein wundervoller Theaterabend. Und immer wieder sind in dieser Inszenierung so wichtige Themen behandelt worden wie: Solidarisch sein und einfach auch Mensch sein. Wir alle sind Menschen. Düsterheit kann man nicht immer bekämpfen, auch kein Mensch, das macht die Inszenierung deutlich, aber irgendwann, auch ohne einen Menschen, kommt auch Licht in die Düsterheit.

Autorin: Mariella Pierza